Um den Kühlungseffekt von Sprühnebelsystemen auf öffentlichen Platzflächen zu erheben und die kleinklimatischen Auswirkungen zu untersuchen, wurde am Tummelplatz während der Sommermonate 2020 ein Testversuch installiert.
Die globale Klimaerwärmung stellt eine immer größere Herausforderung für Gemeinden und ihre BewohnerInnen dar: Hitzetage (über 30 °C), Tropennächte (über 20 °C) und Extremniederschläge nehmen stark zu. Gab es von 1961 bis 1990 durchschnittlich 3,4 Hitzetage im Jahr, waren es 2019 bereits 21 Hitzetage. Dabei unterscheiden sich die Temperaturen im dichtverbauten Gebiet deutlich von jenen an den Stadträndern. Ziel des Tests am Grazer Tummelplatz war es, die kleinklimatischen Auswirkungen des Sprühnebels auf Menschen und Oberflächen zu erfassen. Dazu zeichneten Messsensoren Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Windverhältnisse vor, während und nach dem Test auf. In die Analyse der gesammelten Daten flossen auch Wasser- und Stromverbrauch ein. Damit sollte das Sprühnebelsystem hinsichtlich seiner Eignung als Klimawandelanpassungsmaßnahme erprobt werden.
Konstruktion des Sprühnebelsystems
Die Düsen wurden mittels Stahlseilen zwischen den Gebäudefassaden Hans-Sachs-Gasse 2 und Tummelplatz 9 aufgespannt. Die Strom- und Wasserversorgung der Anlage (bestehend aus Pumpe, Enthärtungs-, Kühlungs- und Entkeimungsanlage) wurde über Tummelplatz 9 bezogen. Die hygienetechnische Untersuchung der Wasserqualität erfolgte wöchentlich durch das Institut für Wasser/Mikrobiologie der Universitätsklinik Graz. Zudem wurde im April eine Probetestung (Laufzeit 4 Wochen) durchgeführt, die hygienemesstechnisch von der Firma Hygienicum Graz begleitet wurde.
Stadtklimatisches Monitoring
Zur Erhebung der kleinklimatischen Verhältnisse eines innerstädtischen Platzes wurde bereits 2019 die Arbeitsgemeinschaft Ao. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Lazar und Borovsky & Duschek GmbH mit der Durchführung der Messungen beauftragt. Anhand von unterschiedlichen Messsensoren wurden Lufttemperatur, Luftfeuchte, Wind und Sonneneinstrahlung des Tummelplatzes erhoben. Im Fokus der Begleitmesskampagne stand der Behaglichkeitsfaktor für den Menschen und die Ermittlung der „gefühlten Temperatur" bei unterschiedlichen Sprühintervallen. Die erhobenen Daten wurden in weiterer Folge auch als Grundlage für stadtklimatische Simulationen herangezogen. Vor und während des Testbetriebes wurde die Grazer Bevölkerung zudem über Hintergründe und Ziele des Versuchs informiert sowie generell über Maßnahmen zur Klimawandelanpassung aufgeklärt.
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Sprühnebelanlage am Tummelplatz aufgrund der typischen Windverhältnisse in der Innenstadt und der Montagehöhe nur eine geringe Abkühlungsleistung erbracht hat. Dennoch hat sich gezeigt, dass das Konzept der Verdunstungskühlung mittels einer Sprühnebelanlage grundsätzlich Potenzial hat, die Parameter für einen erfolgreichen Einsatz können aus der Versuchsanlage Tummelplatz abgeleitet werden.
Fördersumme Klimaschutzfonds: 125.000 €